Frisch gestrichene Wände und Decken verändern die Atmosphäre eines jeden Raumes im Handumdrehen. Ob mit aktuellen Trendfarben für Akzente oder zeitlosen Neutraltönen – Farben bringen Frische ins Zuhause und beeinflussen die optische Wirkung eines Raumes. Vor dem Streichen ist es daher wichtig, sich über die verschiedenen Farbtypen zu informieren und ihre Eigenschaften zu berücksichtigen. Von Deckkraft bis Umweltverträglichkeit: Welche Wandfarben passen in welchen Raum und worauf sollten Sie bei gesundheitsbewussten Anstrichen achten?
Die Zusammensetzung von Wandfarben
Farben bestehen typischerweise aus vier Hauptkomponenten. Das Farbmittel bestimmt Farbton, Deckkraft und Beständigkeit. Das Bindemittel gewährleistet die Verbindung der Farbkomponenten und deren Haftung auf der Wand. Zudem beeinflusst es Auftragbarkeit, Glanzgrad und Reinigungsfähigkeit. Das Lösungsmittel dient als Verdünner und Trägerstoff, der den Farbauftrag und die Deckkraft beeinflusst. Additive verbessern verschiedene Eigenschaften wie Auftragbarkeit, Trocknungszeit, Farbhärte und Standfestigkeit.
Bei der Auswahl von Wandfarben für Ihr Zuhause sollten Sie einige wichtige Aspekte berücksichtigen, um das gewünschte Ambiente zu erzielen. Zunächst ist es ratsam, dass Sie sich für eine Farbfamilie als Grundlage Ihrer Gestaltung zu entscheiden. Dunkle Töne verleihen Räumen generell eine beruhigende Atmosphäre und können diese optisch abgrenzen, während helle Farben den Raum weicher erscheinen lassen und ihn optisch vergrößern. Bedenken Sie dabei, dass die Wirkung einer Farbe umso intensiver ist, je größer die gestrichene Fläche ausfällt. Zudem spielt der Lichteinfall eine entscheidende Rolle, da er die Intensität und Wahrnehmung der Farben beeinflussen kann. Ein durchdachter Umgang mit diesen Faktoren ermöglicht es Ihnen, das optimale Ergebnis für Ihre Wohnräume zu erzielen.
Leistungsfähige Wandfarben
Dispersionsfarben zählen zu den traditionellen und beliebten Farben aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Preis-Leistung. Sie bestehen aus einer Mischung verschiedener Stoffe, die sich nicht ineinander lösen. In der Regel Harze als Bindemittel und Wasser als Verdünnungsmittel, ergänzt durch Pigmente und Füllstoffe. Diese Farben zeichnen sich durch ihre Robustheit, einfache Anwendung und schnelle Trocknungszeit aus. Zudem bieten sie eine gute Deckkraft auf fast allen Oberflächen, wobei häufig ein einziger Anstrich genügt.
Bei Kunststoffdispersionsfarben kommen als Bindemittel Kunstharze oder Acrylate zum Einsatz, die aus Mineralöl gewonnen werden, und können zusätzlich Hilfsstoffe wie Antischaummittel, Weichmacher oder Biozide enthalten. Achten Sie unbedingt auf die Kennzeichnung mit dem ELF-Siegel. Dieser steht für niedrige Emissionen, den Verzicht auf Lösemittel und Weichmacher. Die so gekennzeichneten Farben sind gesundheitsverträglich und für aufenthaltsstarke Wohnbereiche geeignet.
Latexfarben, eine Untergruppe der Dispersionsfarben, weisen einen höheren Gehalt an Bindemitteln auf. Früher wurde sie mit dem Milchsaft des Kautschukbaumes gebunden, heute besteht das Bindemittel meistens aus Polyvinylacetat. Diese Farben bilden sehr widerstandsfähige und nahezu versiegelte Oberflächen und eignen sich hervorragend für fast jeden Untergrund, einschließlich Beton, Gipskarton und Tapeten. Ihre wasserabweisende Eigenschaft macht sie besonders geeignet für Feuchträume wie Küchen und Bäder. Wände, die mit Latexfarben gestrichen wurden, können leicht mit Wasser gereinigt werden, jedoch ist eine gute Belüftung zur Vermeidung von Schimmelbildung essenziell. Ein Nachteil ist die mühsame Entfernung von Latexfarben von den Wänden, insbesondere bei höherem Glanzgrad.
Gesünder Wohnen mit dem richtigen Know-How
Die Bedeutung von gesundem Wohnen nimmt zu. Bei den sogenannten Naturdispersionsfarben werden natürliche Substanzen wie Bienenwachs oder Pflanzenleim als Bindemittel verwendet. Oft ersetzen pflanzliche Öle, unter anderem Bergamotte- oder Leinöl, chemische Konservierungsmittel. Ähnlich verhält es sich mit Silikatfarben, die als umweltfreundliche Mineralfarben ohne schädliche Zusätze wie Lösemittel, Weichmacher oder Konservierungsstoffe auskommen. Als Bindemittel in Silikatfarbe dient das natürliche Kaliwasserglas, welches aus dem Schmelzprozess von Quarzsand und Pottasche resultiert. Jedoch sollten Sie beachten, dass Silikatfarbe ausschließlich auf mineralischen Oberflächen wie Kalkputz, Beton, Naturstein oder Zement angewandt werden kann, da sie mit dem Untergrund eine feste chemische Verbindung eingeht. Sie können die Farben in Innenräumen als auch in Außenbereichen anwenden. Im Gegensatz zu anderen Farben bildet Silikatfarbe keine separate Schicht, sondern verbindet sich fest mit der Wand. Dies verleiht der Farbe eine außergewöhnliche Robustheit, Widerstandsfähigkeit und Abriebfestigkeit. Zudem ist sie dampfdurchlässig, fördert ein gesundes Raumklima und ist daher besonders für Allergiker geeignet. Aufgrund ihrer hohen Alkalität bietet Silikatfarbe Schimmelpilzen keinen Lebensraum, was sie auch für den Einsatz in Feuchträumen prädestiniert. Trotz der Begrenzung auf spezifische Untergründe und des relativ hohen Preises bietet Silikatfarbe viele Vorteile für ein gesundes Wohnen und ist vor allem für Allergiker geeignet.
Umweltbewusst renovieren mit natürlichen Mineralfarben
Kalkfarbe
Kalkfarbe erlebt derzeit ein Comeback als eine der bevorzugten natürlichen Mineralfarben. Ihre Hauptkomponenten sind gelöschter Kalk und Wasser, ergänzt durch Pigmente für die Farbgebung und Bindemittel für verbesserte Haftung. Diese Farbe bietet ein natürliches Aussehen, ist atmungsaktiv, trägt zu einem verbesserten Raumklima bei und ist dank ihrer hohen pH-Werte resistent gegen Schimmel und Bakterien. Für ein optimales Ergebnis sind allerdings zwei bis drei Anstriche nötig, wobei das Tragen von Schutzkleidung empfohlen wird. Die Anstrengung zahlt sich aus, da Kalkfarbe einen einzigartigen matten und leicht wolkigen Effekt erzeugt.
Lehmfarbe
Eine andere Alternative ist Lehmfarbe, sie besteht hauptsächlich aus fein gemahlenem Ton und Erdpigmenten, mit Pflanzeneiweißen oder Zellulose als Bindemittel. Zusätze wie Marmorkörnchen und Kreide sorgen für Deckkraft und Farbsättigung. Die Farben sind erhältlich in Pulverform oder als streichfertige Mischung, sie bieten matte und samtige Farbergebnisse. Lehmfarbe eignet sich besonders für saugfähige Untergründe, reguliert die Raumfeuchtigkeit, verbessert das Raumklima, neutralisiert Gerüche und ist antistatisch. Sie ist ideal für Wohn- und Schlafräume, aber weniger für stark beanspruchte Bereiche geeignet.
Leimfarbe
Leimfarbe, die für ihre Diffusionsoffenheit, Wohngesundheit und Kosteneffizienz geschätzt wird, setzt auf pflanzliche oder tierische Bindemittel. Zusätzlich enthalten sind Wasser, Kreide, Pigmente und Füllstoffe. Diese Farbe bleibt nach dem Trocknen wasserlöslich und ist daher eher empfindlich, bietet jedoch eine hohe Deckkraft und haftet gut auf mineralischen Oberflächen sowie auf Raufasertapeten. Sie führt zu natürlichen und intensiven Farbergebnissen, wobei einige Fertigprodukte Kunstharze enthalten können, die die Atmungsaktivität beeinträchtigen.
Kaseinfarbe
Als eines der ältesten Anstrichmittel bietet Kaseinfarbe reine Wohngesundheit. Basierend auf Milchsäure als Bindemittel, wird sie in Pulverform angeboten und vor dem Gebrauch mit Wasser gemischt. Nach dem Trocknen ist die Oberfläche wisch- und abriebfest. Kaseinfarbe ermöglicht dank ihrer hohen Bindekraft intensive Farbtöne auf allen Untergründen, wobei die Beimischung von Kalkfarbe als Schutz vor Bakterien empfohlen wird. Abschließend zwei Hinweise: Achten Sie bei der Auswahl der Wandfarbe auf Qualitäts- und Umweltsiegel wie den Blauen Engel oder das EU-Ecolabel, um gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe zu vermeiden. Zudem lohnt sich ein Blick auf die Deckkraftklasse der Farben für effiziente und ästhetisch ansprechende Anstriche.
Fotos: Brillux_BX_Haarlem-Duvenvoordestraat, AdobeStock_Photoboyko, Auro