Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Friedrich Schiller

Nachbarschaftskonflikte können die Wohnqualität deutlich mindern. Genauso, wie angenehme Nachbarn das nach-Hause-kommen versüßen können, verdirbt der Nachbarschaftsstreit die Stimmung gründlich. Oft entwickeln sich aus scheinbar unbedeutenden Anlässen langjährige Unstimmigkeiten oder oder sogar ein ausgewachsener Nachbarschaftsstreit. Wer will kann den nervenraubenden Streit im Vorfeld vermeiden oder später klären, so dass Zuhause wieder Friede und Entspannung einziehen kann. Mit diesen Tipps können Nachbarn wieder friedlich und freundlich miteinander umgehen.

Nachbarschaftsstreit: auf der linken Seite ein Mann, der im Bett liegt, sich das Kissen über die Ohren hält und das Gesicht verzieht. Auf der rechten Seite ein Mann, der auf dem Sofa sitzt, eine Fernbedienung in der Hand hält, die Augen aufreißt und schreit.
Rücksichtslosigkeit schränkt die Wohn- und Lebensqualität anderer ein.

Lösungen finden für Nachbarschaftsstreit

Nicht jede Meinungsverschiedenheit muss sich zu einem langjährigen Nachbarschaftsstreit entwickeln. Toleranz, Einfühlungsvermögen und ein freundlicher Umgangston sind gute Voraussetzung, um Konflikte zu vermeiden. Mit etwas gutem Willen lässt sich eine Meinungsverschiedenheit klären und Streit vermeiden.

So kommt es nicht zum Streit

  • Auf den Ton und Ausdruck achten
    Wie bei jeder Auseinandersetzung ist es auch beim Streit unter Nachbarn wichtig, nicht laut zu werden und sachlich zu bleiben. Freundlichkeit, Geduld und echtes Interesse an einer Lösung sollten Voraussetzung sein, um den Nachbarschaftsstreit zu klären.
  • Ausreden lassen und verstehen
    Ebenso wichtig ist es, dass nicht nur auf dem eigenen Standpunkt beharrt wird, sondern der Andere seine Sichtweise erklären kann. Es wird dabei nicht unterbrochen, sondern wirklich versucht, das Problem aus dem anderen Blickwinkel zu verstehen.

  • Kompromisse schließen
    Ein Nachbarschaftsstreit kann eigentlich nur mit einem guten Kompromiss beseitigt werden. Jeder muss einen Schritt auf den anderen zugehen, damit sich beide für die Lösung in der Mitte treffen können.

  • Dritte Partei hinzu holen
    Manchmal sind Auseinandersetzungen nur zu lösen, wenn eine unparteiische Person vermittelt. Oft wird ein Mediator oder auch nur der Vermieter hinzugezogen. Bei einem klärenden Gespräch sorgen diese dafür, dass beide Seiten zu Wort kommen, ausreden können und gemeinsam eine gerechte Lösung finden.

Nachbarschaftsstreit: eine Frau und ein Mann stehen sich gegenüber und reichen sich die Hände.
Einfühlungsvermögen und Verständnis auf beiden Seiten sind die Grundlage für eine gute Lösungsfindung, mit der beide Parteien zufrieden sind.

3 Tipps: Ärger mit den Nachbarn vorbeugen

Im besten Fall muss es überhaupt nicht so weit kommen, dass sich die Fronten verhärten und ein lange andauernder Streit unter Nachbarn entsteht. Mit einer sozialen Grundeinstellung, Kommunikation und den passenden Ansatzpunkten, lässt sich so mancher Nachbarschaftsstreit in Luft auflösen, bevor er überhaupt richtig entstehen kann.

  • Sich selbst im Griff haben
    Wenn verschiedene Menschen aufeinander treffen und gemeinsam leben, muss jeder nicht nur mit dem anderen, sondern auch mit sich selbst umgehen können. Um Streit mit den Nachbarn zu vermeiden, kommt es also vor allem auf die Selbstkontrolle an. Wer seine Launen nicht am Gegenüber auslässt, bei Gesprächen sachlich bleibt und sich selbst beruhigen kann, hat gute Chancen, gar nicht erst einen ausgewachsenen Nachbarschaftsstreit vom Zaun zu brechen.

  • Menschlichkeit zeigen
    Auch der ungeliebte Nachbar, der einen den letzten Nerv raubt, ist nur ein Mensch. Er hat Sorgen und Bedürfnisse und handelt manchmal, ohne nachzudenken. Viel Ärger mit den Nachbarn würde überhaupt nicht entstehen, wenn jeder hinter die Fassade des anderen blicken und nachsichtig sein könnte. Wer zukünftig Nachbarschaftsstreit vermeiden will, überlegt vor dem „aus der Haut fahren“, was hinter dem Verhalten des Gegenüber stecken könnte.

  • Hilfe anbieten
    Einiges, was an anderen Menschen als störend empfunden wird, beruht nur auf deren Überforderung. Wer also sieht, dass Nachbarn etwas nicht zu schaffen scheinen oder überlastet sind, kann einem Nachbarschaftsstreit vorbeugen, indem er helfend eingreift. So lässt sich nicht nur unnötiger Streit unter Nachbarn vermeiden, sondern vielleicht sogar ein freundschaftliches Band knüpfen.
Nachbarschaftsstreit verhindern: eine junge Frau überreicht einer älteren Frau Einkäufe und lächelt dabei.
Wer seinen Nachbar unterstützt, entlastet ihn und beugt einer Überforderung vor, die ansonsten häufig zu einem Streit führt.

So entsteht Streit unter Nachbarn

In den meisten Fällen kommt es zum Nachbarschaftsstreit, weil eine Partei sich oder Familienmitglieder in der persönlichen Freiheit eingeschränkt fühlt. Immer dann, wenn die Vorstellung von persönlicher Freiheit mit der eines Nachbarn kollidiert, entstehen Auseinandersetzungen, bei der Weltbilder aufeinander prallen. Da niemand nachgeben möchte und die Themen nicht aus der Welt geschafft werden, kehrt der Streit mit den Nachbarn oder anderen Mietern ständig zurück.

  • Lärmbelästigung
    Den einen stören Heavy Metal Rhythmen, der andere kann Schlager nicht ertragen. Musik, die manche als störenden Lärm empfinden lieben andere. Mensch sind eben unterschiedlich. Und auch die Dauer der akustischen Berieselung, die Uhrzeit oder der Musikstil kann Anlass zum Streit in der Nachbarschaft sein. Und nicht nur Musik, auch Party-Geräusche (rufen, jubeln, Unterhaltungen vieler Menschen) oder lautes Streiten können zur Lärmbelästigung werden.

  • Haustiere
    Am häufigsten kommt es zum Nachbarschaftsstreit um den vierbeinigen Freund. Hunde, die schlecht erzogen sind und deren Gebell zu laut, zu lang oder zu unmöglichen Zeiten zur Störung wird, führen oft zu hitzigen Diskussionen. Durch ihre Hinterlassenschaften in anderen Gärten, lösen auch freilaufende Katzen häufig Meinungsverschiedenheiten aus. Selbst Vögel, wie kreischende Papageien, können zur Lärmbelästigung werden und so manche Tierhaltung sorgt im gemeinschaftlichen Treppenhaus auch für Geruchsbelästigung.

  • Versperrte Wege
    Einige Wegstrecken müssen von allen Parteien uneingeschränkt genutzt werden können. Dazu zählen beispielsweise Einfahrten oder Müllbereiche. Wenn diese regelmäßig durch parkende Autos oder falsch abgestellte Mülleimer, Sperrmüll oder Gartenabfälle versperrt werden, endet diese Rücksichtlosigkeit nicht selten im handfesten Nachbarschaftsstreit.

  • Gemeinschaftspflichten
    In einem Gemeinschaftshaus gibt es auch gemeinsame Pflichten, an die sich leider nicht jeder Mieter halten möchte. Da wird das Treppenhaus nicht gesäubert, die Hecken nicht geschnitten oder der gemeinsame Wäscheraum dauerhaft belegt. Wenn einer oder einige weniger anpassungsfähig sind, fühlen sich andere ungerecht behandelt und ausgenutzt, so dass sich oft ein langwieriger Streit unter Nachbarn entwickelt.

  • Grilldunst
    Das Grillen im Sommer auf dem Balkon oder im Garten ist nicht nur Anlass zur Freude, sondern auch zum Nachbarschaftsstreit. Wer gerade nicht selbst grillt, aber den Dunst der Nachbarn abbekommt, wird dadurch eingeschränkt. Er kann selbst seinen Balkon oder Garten nicht nutzen und genießen, sondern muss im Rauch und Essengeruch sitzen. Dann ist Ärger mit den Nachbarn vorprogrammiert.

  • Gemeinschaftsflächen
    Das Treppenhaus, die Waschküche, der Müllbereich – viele Flächen außerhalb der eigenen Wohnung werden von allen Wohnparteien gemeinsam genutzt. Wer sich dort unverhältnismäßig ausbreitet, wird leicht zur Belästigung für die anderen. Unordnung, Schmutz und die Einstellung „ich nehme mir, was ich brauche“, provoziert geradezu nachbarschaftliche Auseinandersetzungen. 

  • Privateigentum
    Kaum etwas führt so leicht zum Streit unter Nachbarn, wie das ungefragte Benutzen von fremdem Eigentum. Ob es um Werkzeuge, die Waschmaschine, Äpfel des eigenen Baumes oder Parkplätze geht – was der Eine bezahlt hat und selbst braucht, möchte er nicht von anderen ungefragt benutzt sehen.

  • Grundstücksbegrenzungen
    Auch wenn diese sehr klar festgelegt sind, gibt es immer wieder Nachbarschaftsstreit über die Grenzen. Es ragen Äste in den eigenen Garten oder die Hecke wuchert herüber. Oder aber die Haustiere und Kinder betreten immer wieder ungefragt den Garten oder werfen Dinge hinüber. Wer es mit Grundstücksbegrenzungen nicht so eng sieht, riskiert immer wiederkehrenden Ärger mit den Nachbarn.

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